Das Künstlerduo Het Wilde Oog – bestehend aus Hans Lemmerman und Inge van Run – hat unter dem Motto „wild schauen, beweglich denken“ in den letzten zwanzig Jahren gezeigt, wie Kunst und Volkskultur einander ergänzen und verstärken können. Seit 2000 porträtieren sie Frauen in der traditionellen Tracht des holländischen Fischerdorfs Spakenburg neben Werken niederländischer Künstler und schaffen damit verblüffende, verfremdende und humorvolle Bilder. Mit einer Ausstellung im Mondriaanhuis in Amersfoort beenden sie nun dieses Langzeitprojekt, in dem die „Spakenburger Diven“ mit den Großmeistern der abstrakten Kunst in Dialog treten.

Corrie, Mengsje und Wijmpje Koelewijn sowie Hendrikje Kuis sind Die Spakenburger Diven und als solche seit Anfang des Jahrhunderts die Musen des Künstlerduos Het Wilde Oog. Die vier Damen in typischer Spakenburger Tracht haben in den vergangenen zwanzig Jahren eine enorme gesellschaftliche und kulturelle Leistung vollbracht. Immer wieder zeigen sie stolzes Traditionsbewusstsein und zugleich den Mut, sich für (zeitgenössische) Kunst zu öffnen.

Kennzeichnend für die Arbeitsweise von Het Wilde Oog ist die visuelle Freiheit, mit der die Künstler den Frauen in ihren Motiven großen Spielraum lassen. Hintergründig und vielschichtig versehen die beiden ihre Bildkompositionen mit Anleihen aus ganz unterschiedlichen Welten, von Märchen über Comics bis hin zum Surrealismus.

Neuausrichtung der Perspektive
Frei und unbekümmert wie improvisierende Jazzmusiker greift Het Wilde Oog das Werk Mondrians auf: Das eine Mal taucht „Piet“ unvermittelt auf einer Uferstraße im beschaulichen Middelburg auf, ein andermal direkt vor dem Haus des Architekten Hans van Heeswijk in einem modernen Viertel am Rand von Amsterdam. Der Wirklichkeit geradezu entrückt wirkt Piet Mondrians Werk im Kontext verschiedener Landschaften in der niederländischen Provinz. Mit Fotos und Videos schafft Het Wilde Oog einen Anknüpfungspunkt für neue Bedeutungsaufladungen. Die Ausstellung eröffnet nicht nur einen anderen Blick auf Frauen in Tracht, sondern rückt auch Mondrian selbst in eine frische Perspektive.

Spakenburger Diven im Mondriaanhuis, zu sehen vom 15. März bis 13. September 2020.